Inklusive Sprache beim LWL
Gendersensibel und barrierefrei
Der LWL setzt sich für Diversität und Chancengleichheit ein. Sprache ist ein wesentliches Element, dies sichtbar zu machen. Menschen unterschiedlichen Geschlechts sollen nicht bevorzugt, ausgeschlossen oder mitgemeint werden, sondern sich in ihrer individuellen Vielfalt angesprochen fühlen. Gleichzeitig müssen, dem inklusiven Gedanken entsprechend, sprachliche Barrieren vermieden und Lesbarkeit und Verständlichkeit weiterhin gewährleistet werden, um unter anderem auch Menschen mit Behinderungen teilhaben zu lassen.
Nachfolgende Empfehlungen zur Anwendung einer inklusiven Sprache, die gendersensibel und gleichzeitig barrierearm ist, beruhen auf Ergebnissen aus Nutzertests und Gesprächen mit Menschen mit und ohne Behinderung. Auszubildende, Beschäftige und Fachleute des LWL sowie externe Personen und das Büro für Leichte Sprache in Köln haben verschiedene Gender-Varianten geprüft und die für sie am besten geeignete sondiert. Das Resultat ist keine Lösung, mit der alle Menschen gleichermaßen gut zurechtkommen werden, aber aus unserer Sicht der beste Kompromiss aus allen Anforderungen.
Empfehlungen im Überblick
Status Quo: die Paarform
Alternative: geschlechtsneutrale Formulierungen
In Ausnahmefällen: der Gender-Doppelpunkt
Leichte Sprache: Gendern ohne Sonderzeichen
Status Quo: die Paarform
Die zusammenhängende Nennung weiblicher und männlicher Personenbezeichnungen wird vor allem dann empfohlen, wenn keine neutralen Formulierungen möglich oder sinnvoll sind, z. B. wenn von konkreten Personen die Rede ist oder Begriffe konstruiert werden müssten.
Hintergrund
Die sprachliche Gleichbehandlung beider Geschlechter in der dienstlichen Kommunikation ist im Landesgleichstellungsgesetz festgelegt und wird schon lange vom LWL praktiziert.
Die zusammenhängende Nennung weiblicher und männlicher Personenbezeichnungen wird vor allem dann empfohlen, wenn keine neutralen Formulierungen möglich oder sinnvoll sind, z. B. wenn von konkreten Personen die Rede ist oder Begriffe konstruiert werden müssten.
Bei der Nennung beider Geschlechter sollte auf gute Lesbarkeit und Verständlichkeit geachtet werden, da die weibliche Bezeichnung oftmals recht lang ist und durch Aufzählungen endlose Satzkonstrukte entstehen können. Die Paarform sollte zudem nur genutzt werden, wenn es inhaltlich tatsächlich um beide Geschlechter geht und z.B. nicht nur um Pfleger oder Schülerinnen.
Die Paarform umfasst zwar keine Menschen, die sich nicht dem binären Geschlechtersystem zuordnen, sie ist aber die Variante, die für alle Menschen am lesbarsten und verständlichsten ist.
Sinnvolle Paarformen
- Kundinnen und Kunden
- Teilnehmerinnen und Teilnehmer
(neutrale Alternative: Teilnehmende oder Menschen, die teilnehmen)
Alternative: geschlechtsneutrale Formulierungen
Genderneutrale Bezeichnungen sollten insbesondere dann verwendet werden, wenn es nicht um konkrete Personen geht. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, geschlechtsneutral zu formulieren, zum Beispiel, indem die Tätigkeit beschrieben wird.
Beispiele
Geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen
- Person
- Mensch
- Mitglied
Substantivierte Partizipien, Pluralbildung
- Studierende
- Angehörige
Sachbezeichnung
- Lehrkraft
- Kollegium
- Leitung
Geschlechtsneutrale Pronomen und Bildung von Relativsätzen
- Alle, die arbeiten, haben Anspruch auf Urlaub
- Wer helfen will, ist willkommen
Adjektive
- Rollstuhlgerechter Zugang
statt: Zugang für Rollstuhlfahrer
- betroffene Person
statt: Betroffener
Verben
- Herausgegeben von
statt: Herausgeber
Geschlechtsneutrale Ansprachen von Personengruppen
- Sehr geehrte Teilnehmende
- Sehr geehrte Interessierte
Geschlechtsneutrale Ansprachen von Einzelpersonen, sofern Geschlechteridentität nicht bekannt ist
- Ansprache mit Vor- und Zunamen:
z. B. Guten Tag Michael Müller
In Ausnahmefällen: der Gender-Doppelpunkt
Begrenzte Zeilenangebote z.B. in den Sozialen Medien, bei Stellenanzeigen oder in Listen verlangen platzsparende Personenbezeichnungen, die weitestgehend die Anforderungen an Barrierefreiheit und Geschlechtergerechtigkeit erfüllen.
Hintergrund
Gender-Varianten mit Doppelpunkt (z.B. Mitarbeiter:in), Stern (z. B. Mitarbeiter*in) oder Unterstrich (z. B. Mitarbeiter_in) bieten zwar Raum für alle Geschlechter, sind aber gar nicht oder nur bedingt barrierefrei.
Begrenzte Zeilenangebote z.B. in den Sozialen Medien, bei Stellenanzeigen oder in Listen verlangen aber platzsparende Personenbezeichnungen, die weitestgehend die Anforderungen an Barrierefreiheit und Geschlechtergerechtigkeit erfüllen. Der Doppelpunkt wird im Gegensatz zu anderen Sonderzeichen in der Standard-Konfiguration der gängigen Screenreader ignoriert, also nicht vorgelesen. Die Tests mit sehbehinderten Auszubildenden und Beschäftigten haben gezeigt, dass die kurze Pause, die der Screenreader an der Stelle des Doppelpunktes macht, nicht stört, sondern der Lücke mehr Bedeutung verleiht. Daher stellt der Doppelpunkt aktuell die beste Option dar, um in bestimmten Formaten alle Geschlechter abzubilden.
Sollten durch die Weiterentwicklung der Assistenzsoftware zukünftig auch andere Gender-Schreibweisen mit Sonderzeichen problemlos auslesbar sein, werden die Empfehlungen gegebenenfalls angepasst.
Den Doppelpunkt anzuwenden, ist in der Regel leicht, da er hinter den Wortstamm, also zumeist vor die Silbe -in bzw. -innen gesetzt wird. Doch nicht alle Bezeichnungen eignen sich für eine Schreibweise mit Doppelpunkt bzw. bedürfen sie besonderer grammatischer Beachtung, z.B. aufgrund von Umlauten oder vorangestellter Artikel.
Eine Weglassprobe eignet sich gut, um zu überprüfen, ob das geschlechtergerechte Wort korrekt ist. Hierzu werden der Doppelpunkt und die Endung –in oder –innen zur Kontrolle weggelassen.
Beispiele
Stellenanzeigen
- Ein:e Museumsleiter:in
neutrale Alternative: Museumsleitung
- Wissenschaftliche:r Volontär:in
neutrale Alternative: wissenschaftliches Volontariat
Artikel und Pronomen
- Sie:Er ist teamfähig
- Ihr:Sein Hund
Schreibweise bei Umlauten
- Falsch: Ärzt:in
Richtig: Ärztin:Arzt oder Ärztin und Arzt
Schreibweise mit Artikel, Possessivpronomen oder attributiven Adjektiven
- Falsch: die Ingenieur:in
Richtig: der:die Ingenieur:in
- Falsch: ein guter Schüler:in
Richtig: ein:e gute:r Schüler:in
- Falsch: mein:e Kolleg:innen
Richtig: meine Kolleg:innen
Leichte Sprache: Gendern ohne Sonderzeichen
Personenbezeichnungen sollten in der Leichten Sprache so einfach wie möglich gewählt werden und den Lesegewohnheiten der Zielgruppe entsprechen.
Hintergrund
Leichte Sprache ist für Menschen mit Lernschwierigkeiten und geringen Sprachkenntnissen, aber auch für gehörlose Menschen ein wichtiger Baustein zur gesellschaftlichen Teilhabe, indem sie Texten ihre Komplexität nimmt und die Verständlichkeit erleichtert. Auch Personenbezeichnungen sollten daher so einfach wie möglich gewählt werden und den Lesegewohnheiten der Zielgruppe entsprechen.
Dementsprechend sollten alle Varianten des Genderns mit Sonderzeichen vermieden werden, sofern es sich nicht um Texte zum Thema Diskriminierung oder Gender handelt.
Da Übersetzungen in Leichte Sprache meist von professionellen Übersetzungsbüros übernommen werden, müssen Redakteurinnen und Redakteure nur in Ausnahmefällen Regelungen zum Gendern in der Leichten Sprache berücksichtigen.
Empfehlungen
- möglichst von Menschen schreiben:
z. B. Menschen im Heim (statt Heim-Bewohnerinnen und Heim-Bewohner)
- neutrale Formulierungen nutzen, sofern sie geläufig sind:
z. B. Leitung, Gäste
- Bei abstrakten Gruppen, wird auf die weibliche Form verzichtet:
z. B. Sie gehen zum Arzt
- Bei konkreten Personen, werden beide Formen verwendet. Dabei wird die männliche Form vorangestellt, da sie kürzer und geläufiger ist:
z. B. Sie können sich an Ihren Betreuer oder Ihre Betreuerin wenden.
- Sinnvoll ist ein Genderhinweis am Anfang des Textes, in dem erklärt wird, dass aus Gründen der besseren Lesbarkeit und Verständlichkeit eine bestimmte Form des Genderns gewählt bzw. bewusst nicht genutzt wird
- Bei der Bebilderung Stereotype vermeiden um auch über die Sprache hinaus alle Geschlechter sichtbar zu machen (z.B. gibt es auch männliche Sekretäre und weibliche Polizistinnen)
Weitere Tipps für die Formulierung gendersensibler Texte:
Immer für die Zielgruppe formulieren
Zum Beispiel ist für einige ältere Menschen und Personen ohne gute Deutschkenntnisse die Paarform verständlicher als der Doppelpunkt
Konsistenz
Neben den neutralen Formulierungen möglichst eine Form des Genderns beibehalten
Generisches Maskulinum
Die rein männliche Form sollte, genauso wie die angehängte weibliche Endung in Klammern oder nach Schrägstrichen, nicht genutzt werden
Alternierende Schreibweise
Die abwechselnde Nennung der weiblichen und männlichen Form möglichst vermeiden, da sie oft falsch interpretiert wird
Zusammengesetzte und sachbezogene Substantive
Begriffe wie Bürgersteig sollten im Sinne der Lesbarkeit nicht gegendert werden, sofern es keine neutrale Alternative gibt (Rednerpult = Redepult)
Sie haben Fragen zur inklusiven Sprache beim LWL?
Melden Sie sich gerne bei uns!